Über Veränderungen und Neuanfänge

Allgemein

Die letzten drei Jahre waren für mich einschneidend. Ich bin Mutter geworden. Und das gefühlt am ersten Tag einer weltweiten Pandemie. Ich erspare Euch die Details meiner Veränderung. Aber über einen Teil, der Neuigkeiten will ich schreiben. Mein Geschmack hat sich verändert und ich kann gar nicht genau sagen, ob jetzt Corona und diese ewige Einsamkeit oder das Muttersein per se ausschlaggebend war. Und ganz ehrlich: Manchmal traue ich mir selbst nicht über den Weg.

Wohnen vor der Pandemie

In pre-pandemischen Zeiten war ich ein großer Beige- und Minimalismus-Fan, zumindest was das Wohnen betraf. In unserer Berliner Wohnung waren an den Wänden kaum Bilder befestigt. Sie lehnten einfach an der Wand, die Wände waren weiß – was sonst? Und es gab kaum Teppiche, ganz viel Beige (neben Karamellbraun, immer noch meine Lieblingsfarbe). Ehrlich gesagt, habe ich mir schlicht nicht so viele Gedanken gemacht, wie ich leben will und was mich umgeben soll. Ich war ohnehin ständig unterwegs.

Tschüß Minimalismus, hallo Wärme

Seither ist viel passiert. Bald ziehen wir um und ich fantasiere von einer maximalistisch eingerichteten Wohnung im Stile von Beata Heuman oder Luke Edward Hall. So sehr übrigens, dass ich die beiden ständig in meinen Artikeln zitiere, wie mir zuletzt aufgefallen ist. Ich wünsche mir eine heimelige Landhausküche, viel dunkles Holz, bunte Vorhänge, Antiquitäten, dazu alte Gemälde an den Wänden und, und, und… Sogar Wandfarbe kommt auf einmal in Frage. Ich studiere die Farbnuancen von Farrow & Ball aktuell täglich. Vor allem aber soll es gemütlich sein und warm. Kann sich der Geschmack so schnell ändern? Und was, wenn ich in drei Jahren wieder komplett in Beige leben will? Was sagt die Wohnpsychologie über solche radikalen Veränderungen?

Cluttercore Light: Die Pschyologie hinter dem Wohntrend

Da ich mir selbst nicht ganz über den Weg getraut habe, fing ich an zu recherchieren und habe dabei herausgefunden, dass ich mich in guter Gesellschaft befinde. Sammeln, Kuratieren und nicht alles wegschmeissen ist plötzlich wieder en vogue. Für den Stil Teil der Welt am Sonntag habe ich über den Social-Media-Interior-Trend Cluttercore geschrieben. Cluttercorer setzen auf ein wohlkuratiertes, kunterbuntes Chaos. Erinnerungsstücke werden aufbewahrt und nicht einfach aus ästhetischen Gründen weggeschmissen. Das Zuhause wird hier zur heimeligen Höhle. Dieser Trend hat sich in der Pandemie entwickelt. Und ich denke, ich bin ein Cluttercorer light, very light.

Wohnpsychologie und Trends

Was mich an Wohntrends dieser Art fasziniert, ist die Psychologie dahinter. Warum leben wir wie wir leben? Was macht unser Wohnraum mit uns? Wie schaffe ich ein Zuhause mit Wert? Und was sagt es über mich aus, wenn stets Chaos herrscht? Ich beschäftige mich seit geraumer Zeit sehr intensiv mit diesen Themen. In diesem Sinne geht es auf diesem Blog (und sehr bald auch an anderer Stelle, stay tuned!) von nun an in erster Linie um Interior und Lebensstil, und auch um Wohnpsychologie. Auf die Neuanfänge – nach fast drei Jahren Pause hier. Und das kuratierte Chaos.

Der Autor

Anna Ostrowski arbeitet als freie Stil-Journalistin in Köln. Zuletzt war sie Head of Content und Editor in Chief des Burda Ventures SHOWROOM in Berlin. Zuvor arbeitete sie über sechs Jahre bei der Zeitschrift ELLE in München.